Nachgefragt – Ethikgespräche an der LMU
"Nachgefragt" geht in die nächste Frage- und Diskussionsrunde. Wir interviewen – Sie haken nach: am Zentrum für Ethik und Philosophie in der Praxis wollen wir mit Ihnen zusammen über aktuelle Fragen der Ethik diskutieren.
Organisator*innen: Marius Baumann (ZEPP), Paulus Kaufmann (LMU), Korbinian Rüger (LMU), Felicitas Selter (ZEPP)
Zeit: 19:30-21:00 Uhr (s.t.)
Ort: Raum M 210 (Raumfinder), Geschwister-Scholl-Platz 1
und online über Zoom (hybrid)
Programm Sommersemester 2023
Datum | Thema | Referent:in |
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25. April 2023 | Gerechtigkeit auch für Tiere? | Dr. Friederike Schmitz |
23. Mai 2023 | Medizinethik in einer alternden Gesellschaft | Prof. Dr. Mark Schweda |
20. Juni 2023 | Comeback für den Sozialismus? | Prof. Dr. Gabriel Wollner |
11. Juli 2023 | Mögen hätt ich schon wollen, nur dürfen habe ich mich nicht getraut: Polyamorie und weitere ethische Fragen in der Liebe | PD Dr. Michael Kühler |
25. April 2023 – Gerechtigkeit auch für Tiere?
Dr. Friederike Schmitz (freie Autorin und Referentin)
Dr. Friederike Schmitz hat Philosophie und Neue deutsche Literatur studiert und 2013 an der Universität Heidelberg in Philosophie promoviert. Nach einer Zeit als Postdoc an der Freien Universität Berlin arbeitet sie heute als freie Autorin und Referentin. Sie hat drei Bücher zur Tierethik veröffentlicht, darunter: „Tiere essen - dürfen wir das?“ (Metzler 2020). Zuletzt erschien von ihr ein politisches Sachbuch zur Transformation von Landwirtschaft und Ernährung: „Anders satt. Wie der Ausstieg aus der Tierindustrie gelingt“, Ventil Verlag 2022.
Die Bedingungen, unter denen Schweine, Rinder, Hühner und andere Tiere heute gehalten und genutzt werden, sorgen bei den meisten Menschen zuverlässig für Empörung. Genauso erkennen die meisten Menschen an, dass die verbreiteten Ernährungsgewohnheiten negative Folgen für Umwelt und Klima haben. Umstritten ist aber, welche Änderungen nötig sind und wie sie umgesetzt werden sollen. Während sich die einen für einen Umbau der Tierhaltung zu besseren Haltungsbedingungen einsetzen, wollen Tierrechtler*innen die ganze Praxis abschaffen. Dabei spielen sowohl ethische als auch politische und strategische Fragen eine Rolle: Gibt es eine harmlose Nutztierhaltung oder verdienen Tiere Grundrechte auf Leben und Unversehrtheit? Wie wirksam sind Reformen? Und inwiefern darf oder muss der Staat sich überhaupt in Ernährung und Landwirtschaft einmischen?
23. Mai 2023 – Medizinethik in einer alternden Gesellschaft
Prof. Dr. Mark Schweda (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
(c) Bonnie Bartusch
Prof. Dr. Mark Schweda ist Philosoph und Medizinethiker. Er leitet die Abteilung für Ethik in der Medizin am Department für Versorgungsforschung der Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Er studierte Philosophie und Germanistik in Berlin und Nottingham und war u. a. wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen und Junior Research Fellow for the Ethics of Living am Lichtenberg-Kolleg/Göttingen School for Advanced Study. Forschungsaufenthalte an der University of Lancaster, der San Francisco State University und der University of California, Berkeley. Mark Schweda ist u.a. Mitglied des Deutschen Ethikrates und der Working Group for the Future of Ageing des Nuffield Council on Bioethics.
Angesichts steigender Lebenserwartung und veränderter Lebensentwürfe können ethische Debatten über das Altern im Kontext von Medizin und Gesundheitswesen nicht mehr wie selbstverständlich von bestimmten vorgegebenen Altersbildern ausgehen. Es bedarf vielmehr einer grundlegenden Verständigung darüber, was es eigentlich bedeutet, alt zu werden und zu sein. In der Veranstaltung soll diskutiert werden, welchen Beitrag eine solche Verständigung zu medizin- und pflegeethischen Auseinandersetzungen, z.B. über angemessene Behandlungsziele, den Einsatz assistiver Technologien sowie Sinn und Akzeptabilität medizinische Interventionen in den Alterungsprozess, leisten kann.
20. Juni 2023 – Comeback für den Sozialismus?
Prof. Dr. Gabriel Wollner (Universität Bayreuth)
Gabriel Wollner hat an den Universitäten Oxford, Harvard und University College London studiert und an der London School of Economics und der Humboldt-Universität zu Berlin unterrichtet. Er ist Professor für Politische Philosophie an der Universität Bayreuth und arbeitet zu Fragen an der Schnittstelle von politischer Philosophie und politischer Ökonomie.
Die Idee des Sozialismus erlebt gegenwärtig ein Comeback. Vor dem Hintergrund der multiplen Krisen des demokratischen Kapitalismus gewinnt der Gedanke, dass unser Wirtschaftsleben ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln, Wettbewerb auf Märkten und Profitmaximierung auskommen könnte an Attraktivität. Gleichzeitig sind die Kritiker des Sozialismus keineswegs verstummt. Konservative und Liberale verweisen weiterhin auf die Gefahr übermächtiger Staaten, die egoistische Natur des Menschen und die wirtschaftliche Ineffizienz der zentralen Planung. Gibt es eine Version des Sozialismus, die eine wünschenswerte und machbare Alternative sowohl zum Kapitalismus als auch zu bekannten Versionen des Staatssozialismus bietet?
11. Juli 2023 – Mögen hätt ich schon wollen, nur dürfen habe ich mich nicht getraut:
Polyamorie und weitere ethische Fragen in der Liebe
PD Dr. Michael Kühler (KIT Karlsruhe)
Polyamorie scheint zugleich trivial und hoch umstritten. Zum einen können wir offensichtlich mehrere Menschen gleichzeitig lieben, etwa die eigenen Eltern oder Kinder. Strittig wird Polyamorie jedoch, wenn es um romantische Liebe und deren Exklusivitätsanspruch geht. Im Gespräch werden wir aus philosophischer Perspektive das Verständnis von Polyamorie und Liebe allgemein sowie resultierende theoretische und praktische Herausforderungen diskutieren.
Dr. Michael Kühler forscht als Philosoph am KIT Karlsruhe.