Zentrum für Ethik und Philosophie in der Praxis (ZEPP)
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Nachgefragt – Ethikgespräche an der LMU

"Nachgefragt" geht in die nächste Frage- und Diskussionsrunde. Wir interviewen – Sie haken nach: Am ZEPP wollen wir auch im Wintersemester 2021/22 wieder mit Ihnen zusammen über aktuelle Fragen der Ethik diskutieren.

Die Videos der vergangenen Vorträge finden Sie im Archiv.

Zeit: 19:30-21:00 Uhr, s.t.

Ort: online via Zoom

Anmeldung per Mail an zepp@lmu.de

Programm Wintersemester 2021/22

DatumThemaReferent:in
14. Dezember 2021 Armut - ein moralisches Problem Gottfried Schweiger (Universität Salzburg)
11. Januar 2022 Tierethik: Welche Tiere? Wessen Ethik? Und wozu das Ganze? Mara-Daria Cojocaru (Unabhängige Wissenschaftlerin und freie Autorin, München)
08. Februar 2022 Gibt es ein Recht auf Zuwanderung? Andreas Cassee (Universität Mannheim)


14. Dezember 2021 – Armut - ein moralisches Problem mit Gottfried Schweiger

nachgefragt_schweigerGottfried Schweiger arbeitet am Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. Er beschäftigt sich vor allem mit Fragen der politischen Philosophie, insbesondere den Themen Armut, Migration und Kindheit. Er ist u.a. Ko-Herausgeber des Handbuchs Philosophie und Armut (J.B. Metzler 2021) und des Handbuchs Philosophie der Kindheit (J.B. Metzler 2019) sowie der Zeitschrift für Praktische Philosophie. Gemeinsam mit Norbert Paulo betreibt er den populären Philosophieblog https://www.praefaktisch.de/.

Armut ist ein Phänomen, welches durch verschiedene Disziplinen untersucht wird, sei es die Ökonomie, die Politologie oder auch die Soziologie. Aber stellt Armut daneben auch ein genuines moralisches Problem dar und wenn ja, inwiefern? Geht es um die Frage der Gerechtigkeit oder eher um jene der Barmherzigkeit? Schulden wir es einander in einer reichen Gesellschaft, dass niemand arm bleibt und besteht eine solche Pflicht vielleicht auch gegenüber Angehörigen anderer Gesellschaften? Und handelt es sich im Grunde um ein rein materielles Problem oder spielen auch Aspekte wie die soziale Anerkennung eine Rolle? Diese und weitere Fragen möchten wir mit Ihnen und unserem Gast, Gottfried Schweiger (Universität Salzburg), diskutieren.


11. Januar 2022 – Tierethik: Welche Tiere? Wessen Ethik? Und wozu das Ganze? mit Mara-Daria Cojocaru

Mara-Daria Cojocaru studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft, Recht und Philosophie. Sie lehrte sowohl dort als auch an der Hochschule für Philosophie München und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihre Schwerpunkte in den letzten Jahren waren Tierethik und -politik. Als philosophische Pragmatistin hat sie auch Erfahrung in der Tierschutzpraxis gesammelt, etwa in Tierversuchs-Kommissionen. Cojocaru ist zudem als Autorin und seit Herbst 2021 als unabhängige Wissenschaftlerin in London tätig. Zuletzt erschien von ihr auf Deutsch als akademische Publikation bei der WBG das Buch: Menschen und andere Tiere. Plädoyer für eine leidenschaftliche Tierethik.

Tierschutz und Tierrechte sind in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten. Parallel dazu hat sich ein reger akademischer Diskurs entwickelt. Dieser, wie auch der Common Sense, konvergiert auf einer im Prinzip anspruchsvollen Tierschutz-Position, die die gängige Praxis sowohl der Nutztierhaltung als auch der Tierversuche theoretisch unhaltbar werden lässt. Gleichzeitig wissen wir alle, dass es hier eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt, die sich oft nicht allein durch auf die Vernunft pochende Argumente beheben lässt. Daher ist ein leidenschaftliches Denken gefordert, das die zentrale Bedeutung von Emotionen für ein gemeinsames Werteverständnis hervorkehrt. Zentral für eine Realisierung der Tierschutz-Position und ihrer anspruchsvollen Weiterentwicklung ist darüber hinaus eine Art von Mehrebenen-Politik, die die Verantwortung für so etwas wie ein Staatsziel Tierschutz nicht weiter allein an "tugendhafte Konsument*innen" abgibt.


08. Februar 2022 – Gibt es ein Recht auf Zuwanderung? mit Andreas Cassee

nachgefragt_casseeAndreas Cassee ist Juniorprofessor für Politische Philosophie an der Universität Mannheim. Er hat an der Universität Zürich Philosophie, Wirtschaftswissenschaft und Mathematik studiert und mit einer Arbeit zur Ethik der Migration promoviert ("Globale Bewegungsfreiheit. Ein philosophisches Plädoyer für offene Grenzen", erschienen 2016 bei Suhrkamp). Zu seinen Forschungsinteressen zählen neben der Migrationsethik unter anderem auch Fragen der Steuergerechtigkeit sowie Theorien des Eigentums und der Verantwortung.

In der politischen Debatte gilt es normalerweise als selbstverständlich, dass Staaten dazu berechtigt sind, die Zuwanderung zu beschränken. Es ist an den bisherigen Bürger:innen eines Landes (beziehungsweise an ihren politischen Repräsentant:innen), zu entscheiden, wem sie die Einwanderung in ihr Staatsgebiet erlauben wollen, und sie dürfen dies im eigenen Interesse entscheiden - so die konventionelle Annahme. Doch lässt sich ein solches "Recht auf Ausschluss" gegenüber Einwanderungswilligen auch überzeugend rechtfertigen? Oder sollten wir aus moralischer Perspektive vielmehr ein Recht auf globale Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit akzeptieren? Darüber wollen wir mit unserem Gast Andreas Cassee diskutieren.