Zentrum für Ethik und Philosophie in der Praxis (ZEPP)
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Nachgefragt – Ethikgespräche an der LMU

plakat nachgefragt wise23-24"Nachgefragt" geht in die nächste Frage- und Diskussionsrunde. Wir interviewen – Sie haken nach: am Zentrum für Ethik und Philosophie in der Praxis wollen wir mit Ihnen zusammen über aktuelle Fragen der Ethik diskutieren.

Organisator*innen: Marius Baumann (ZEPP), Paulus Kaufmann (LMU), Korbinian Rüger (LMU), Felicitas Selter (ZEPP)

Die Videos der vergangenen Vorträge finden Sie unter Videoaufzeichnungen.

Zeit: 19:30-21:00 Uhr (s.t.)

Ort: Raum M 210 (Raumfinder), Geschwister-Scholl-Platz 1
        und online über Zoom (hybrid)

                                           Anmeldung: https://eveeno.com/nachgefragt


Programm Sommersemester 2024

DatumThemaReferent*in
30. April 2024 Kann Moral uns überfordern? Katharina Naumann
21. Juni 2024 Die Aufklärung vor Europa retten: Kritische Theorien der Dekolonisierung Nikita Dhawan
16. Juli 2024 Kann ChatGPT denken? David Lauer

30. April 2024 – Kann Moral uns überfordern?
Katharina Naumann

Zwischen persönlichen Interessen und moralischen Forderungen besteht bekanntlich nicht zwingend ein harmonisches Verhältnis. Dennoch halten es die meisten von uns für selbstverständlich, dass man die eigenen Interessen im Konfliktfall hintanstellen oder ihnen gar zuwider handeln muss. Zugleich kennen die meisten von uns aber auch Situationen, in denen sie angemessen finden, moralische Forderungen gerade deshalb zurückzuweisen, weil deren Erfüllung zu viel verlangt sei. Man denke etwa an die mannigfaltigen Krisen unserer Gegenwart – von der Corona-Krise, über den Klimawandel bis hin zu Weltarmut, Kriegen und Migration –, angesichts derer man den Eindruck haben mag, dass die Moral bisweilen nicht nur fordernd, sondern überfordernd ist. Dies wirft zahlreiche spannende moralphilosophische Fragen: Was genau kennzeichnet sogenannte Überforderungseinwände? Kennt die Moral überhaupt Grenzen und (wie) lassen sie sich rechtfertigen? Und ist es besonders lobenswert, 'mehr' zu leisten als gefordert ist?

21. Juni 2024 – Die Aufklärung vor Europa retten: Kritische Theorien der Dekolonisierung

nachgefragt-DhawanNikita Dhawan

Die Postcolonial Studies setzen sich mit dem Erbe des weltweiten Kolonialismus und Imperialismus auseinander. Diese Forschungsrichtung hat in den letzten Jahrzehnten aufgezeigt, inwiefern auch die heutige Welt noch massiv von kolonialen Strukturen geprägt ist. Derzeit werden die Postcolonial Studies jedoch selbst von verschiedenen Seiten kritisiert. Ihnen wird vorgeworfen, gegen die Aufklärung und nihilistisch zu sein, eurozentrisch und schließlich antisemitisch. Die politische Philosophin Nikita Dhawan argumentiert jedoch dafür, dass diese Vorwürfe auf Missverständnissen des Projektes der Dekolonisierung beruhen. Erstens setzt sich dieses Projekt zwar für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der Aufklärung ein, lehnt die Errungenschaften der Aufklärung aber keineswegs kategorisch ab. Zweitens kritisieren die Postcolonial Studies nicht nur den europäischen Kanon, sondern streiten darüber hinaus für eine Erweiterung des Kanons um bislang ungehörte Stimmen. Drittens, schließlich, ist es in Dhawans Augen unerlässlich, die „unvollendeten Gespräche" zwischen Postcolonial und Holocaust Studies weiterzuführen.

Nikita Dhawan ist Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Dresden. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie und Dekolonisierung. 2017 erhielt sie den Käthe-Leichter-Preis für herausragende Leistungen in der Frauen- und Geschlechterforschung sowie für die Unterstützung der Frauenbewegung und die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter. Im Jahr 2023 war sie Gerda-Henkel-Visiting Professor an der Stanford University und Thomas-Mann-Fellow. (Bildrechte: TU Dreseden)

16. Juli 2024 – Kann ChatGPT denken?

nachgefragt_David_LauerDavid Lauer

Im Jahr 1950 schlug der britische Mathematiker Alan Turing einen berühmt gewordenen und heute nach ihm benannten Test vor, um herauszufinden, ob eine Maschine denken kann: Eine Maschine solle als denkend betrachtet werden, wenn es ihr gelinge, sich so mit Menschen zu unterhalten, dass Menschen die Antworten der Maschine nicht mehr von den Antworten eines echten Menschen unterscheiden können. Jahrzehntelang schien die Möglichkeit einer solchen Maschine reine Science Fiction zu sein, doch seit zwei Jahren sind wir von solchen Systemen umgeben: ChatGPT und andere Künstliche Intelligenz-Systeme wissen auf alles eine Antwort. Sie geben den Suchenden Auskunft und spenden den Einsamen Trost, sie schreiben Briefe, Gebrauchsanweisungen, Hausaufgaben, Gedichte und Romane. Also: Test bestanden, Frage geklärt? Leben wir jetzt im Zeitalter denkender Maschinen? Aber was meinen wir eigentlich damit: Denken? Und was können und tun die Künstlichen Intelligenzen wirklich - und was nicht?

David Lauer lehrt Philosophie als Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin, wo er 2008 promoviert wurde und sich 2017 habilitierte. Von 2006-2016 war ich Redakteur der "Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie" sowie von 2003-2018 einer der Organisatoren der Internationalen Philosophie-Kolloquien Evian (Frankreich). Seit 2015 ist er auch regelmäßiger Kommentator des Philosophie-Magazins "Sein und Streit" auf Deutschlandfunk Kultur. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Philosophie der Sprache und die Philosophie des Geistes.